Hi, ich bin Susanne Schaffer!
Als Struktur-Schafferin zeige ich dir, wie du deinen Business-Alltag strukturierst, damit du mehr geschafft kriegst und trotzdem entspannte Feierabende mit gutem Gewissen genießen kannst.
An Karfreitag rächte es sich, dass ich unter der Woche keine Lust zum Einkaufen hatte: kein Brot mehr da! Glücklicherweise hatte ich noch eine Brotbackmischung einer Backmanufaktur aus der Region, die gemischt und gebacken werden wollte.
„Perfekt“, dachte ich, als ich auf der Verpackung las, dass es einfach gehen soll. Ich drückte bei einem Podcast, in dem es um SEO-Texte ging, auf Play und fing an.
Die Podcast-Episode stoppte ich jedoch ganz schnell wieder.
Warum? Es ging doch nicht so einfach, wie mir versprochen wurde. Tatsächlich gab es mehrere textliche Hürden, die ich als Brotbacklaie zu meistern hatte.
Welche 3 Hürden das genau waren und was du daraus mitnehmen kannst, wenn du einen Marketing-Text schreiben möchtest, schildere ich dir in diesem Artikel.
Bleib bis zum Schluss dran, wenn du wissen willst, was der Bäcker dazu sagt. ;)
Ich stoppte also den Podcast und las ein zweites Mal die Verpackung der Brotbackmischung durch. Dort stand, welche Zutaten ich zusätzlich benötige. Soweit war mir alles klar. Aber die Frage, die ich mir stellte, war: Und wie genau müssen die Zutaten zubereitet werden? In welchem Verhältnis und wie viel Gramm?
Ich suchte auf der Verpackung nach einem konkreten Rezept und wurde nicht fündig. Was mich fast davon abhielt, die Packung zu öffnen und mit dem Backen zu beginnen. Es gab ja schließlich noch Müsli oder ich koche mir Nudeln ... ;)
Hunger wie ich hatte, öffnete ich schließlich doch die Tüte. Und ja, was hatte sich denn da versteckt? Ein Rezeptzettel! :)
Das Problem war, dass die nötige Transparenz fehlte. Hätte auf der Außenverpackung gestanden, dass sich das Rezept innenliegend befindet, hätte ich unnötiges Zögern vermeiden können.
Für deinen Marketing-Text, mit dem du deinen potenziellen Kunden z. B. deine Dienstleistung verkaufen möchtest, kannst du daraus mitnehmen: Leg offen, was deine Kunden erwartet. Entmythisiere die Dienstleistung und beschreibe genau, was der nächste Schritt ist.
Das erspart deinem Interessenten Denkarbeit und nimmt ihm Unsicherheit. Und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass er einen Schritt mit dir weitergeht.
Ich hielt also glücklich das Rezept in der Hand und war sicher, dass das Frühstück nicht mehr in allzu weiter Ferne liegt. Mein Zeigefinger schwebte schon über dem Play-Button des Podcasts – dann las ich jedoch:
Okay ... Frischhefe habe ich nicht zu Hause, also weiche ich auf Trockenhefe aus. Aber: Was ist eine „entsprechende Menge“?
Brotbacklaie, wie ich bin, wechselte ich also von der Podcast-App zur Suchmaschinen-App und fragte das Internet um Rat, wie man Frisch- in Trockenhefe umrechnet. Ich kam zu dem Ergebnis, dass ich 7 Gramm brauche, also genau ein Tütchen. Ich schüttelte lachend den Kopf, denn diesen Umweg und diese Zeit hätte ich mir ersparen können, wenn im Rezept einfach die konkrete Menge gestanden hätte.
Das Rezept war schön formuliert, denn „eine entsprechende Menge Hefe“ liest sich natürlich schöner als „7 g Hefe“. In der Situation, in der sich der Anwender befindet, geht es jedoch um eine konkrete Hilfestellung und um ein schnelles Vorankommen, da kann eine besonders schöne und kreative Formulierung schnell mal hinderlich werden.
Mach dir bewusst, was dein Text bezwecken soll. Wenn du planst, einen Marketing-Text zu schreiben, ist das nie reiner Selbstzweck, sondern du möchtest mit deinem Text etwas bewirken: dass dein Interessent klickt, Vertrauen gewinnt, deine Expertise sieht oder – im Idealfall – direkt kauft.
Daher hast du an deine Marketing-Texte nicht den Anspruch, wie du ihn an einen Roman hättest. Es geht nicht darum, besonders kreativ zu schreiben, sondern so, dass die Infos bei deinen Lesern schnell ankommen.
Stell dir also die Frage: In welcher Situation ist mein Leser? Und dann kommuniziere beim Marketing-Text-Schreiben dementsprechend einfach und klar, sodass dein Leser gut abgeholt wird und schnell von A nach B kommt.
Das meiste hatte ich also erledigt: Das Mehl, die Dinkelflocken und die Hefe waren verrührt. Ich runzelte kurz die Stirn, denn wie Teig sah das Ganze noch nicht aus.
Klar, es fehlte Flüssigkeit! Ich schaute also ins Rezept und sah, dass noch Buttermilch hinzukommen soll. Okay … ich musste den Kühlschrank gar nicht erst öffnen, um zu wissen, dass wir keine Buttermilch haben. Wie komme ich jetzt an Karfreitag an Buttermilch? Richtig: gar nicht.
Da erinnerte ich mich plötzlich, dass auch von Wasser die Rede war. Ich überflog das Rezept, fand aber nichts. Ich las noch mal genauer, aber Fehlalarm. Hatte ich mir das Wasser nur eingebildet? Ach nein, es stand ja auf der Außenverpackung. Dort stand:
Jetzt ging das Grübeln weiter: Benötige ich ebenfalls ½ Liter Wasser? Oder mehr oder weniger? Ich pokerte und versuchte es einfach mal so.
Der Verfasser des Backrezepts hatte seine Bäckerbrille auf, als er den Text schrieb. Und vergaß dabei (verständlicherweise), dass nicht jeder das gleiche Wissen hat wie er. Für den Anwender bedeutet das zusätzliche Denkarbeit.
Wenn du dabei bist, einen Marketing-Text zu schreiben: Versuche, deinen Text aus der Perspektive deiner Kunden zu betrachten. Du darfst dir vor Augen halten: Wenn meine Kunden mein Wissen hätten, dann bräuchten sie meine Leistung nicht! Du kannst dich also fragen:
Wenn du Frage 2 und 3 mit einem Ja beantwortest, solltest du deinen Text überarbeiten (oder überarbeiten lassen), damit deine Leser vor Überforderung nicht wegklicken.
Jetzt bist du bestimmt neugierig: Kam Susanne noch an ihr (mittlerweile wohlverdientes!) Brot? Ja, kam sie. :) Den Teig schüttete ich in eine umfunktionierte Auflaufform (eine Brotform steht jetzt auf der Einkaufsliste ...). Und dann hieß es warten.
Ich setzte mich vor den Ofen und genoss die Wärme, die rausströmte. Dann zückte ich erst entschlossen mein Handy – und zögerte dann doch.
Ahnst du, was ich vorhatte?
Ich überlegte: Willst du es jetzt wirklich tun? Eigentlich gebe ich niemandem ungefragt Ratschläge. Das mache ich lieber nur, wenn meine Kunden mir ihre Texte anvertrauen und mich mit dem Lektorat beauftragen.
Aber dann ging es doch mit mir durch und ich öffnete mein E-Mail-Programm. Ich schilderte der Backmanufaktur meine Erfahrung mit ihrem Rezept und formulierte drei Tipps, wie sie das Rezept etwas nutzerfreundlicher gestalten könnten. Ich drückte auf Senden und war happy, auch an meinem freien Tag einen Text optimiert haben zu dürfen. Wobei ich nicht dachte, dass es auch umgesetzt wird.
Falsch gedacht! Nur eine Stunde später bekam ich eine superausführliche Antwort. Und das an einem Feiertag! Ich war baff.
In der E-Mail stand:
„Guten Morgen Frau Schaffer,
erstmal vielen, vielen Dank für Ihre Mühe und Ihr Interesse uns Ihre Kritik zu übersenden. Das ist nicht selbstverständlich. Ich bin für jeden Hinweis dankbar, unsere Brote und deren Anleitung einfacher zu gestalten.
Ich bin da schon etwas betriebs- und backblind, da freue ich mich, wenn Sie mir Ratschläge zu unserer Zubereitungsinformation geben.
Im Detail: [...] (Jetzt kam die Erklärung, wie es genau geht und welcher meiner Tipps er umsetzen möchte.)
Ich hoffe Ihre Anmerkungen gerecht beantwortet zu haben. Sie können uns jederzeit kontaktieren, oder befragen, Verbesserungstipps geben!
Viel Spaß und ‚Bon Appetit‘ mit unseren Broten.
Haben Sie eine schöne Osterzeit!
Und vor allem bleiben sie gesund!
Mehlige Grüße“
Ich war entzückt! Wie freundlich war bitte dieser Bäcker? Glücklich, meine gute Tat des Tages getan zu haben, holte ich das Brot aus dem Ofen und, was soll ich sagen? Ein Genuss!
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Falls du jetzt Lust aufs Backen oder Kochen bekommen hast:
Super Artikel, liebe Susanne. Herzerfrischend geschrieben & inhaltlich mit spannenden Botschaften - mit Mehrwert! - angereichert. Ja, man sollte stets die 'Brille' des/ der Kund*in aufsetzen. ;) Hier spricht eine Frau vom Fach.
Antwort von Susanne Schaffer
Liebe Sybille,
herzlichen Dank für dein tolles Feedback! Ich habe mich sehr gefreut. :)
Herzliche Grüße
Susanne
Liebe Susanne, als Bäckermeistersfrau kann ich Dein "Brotbackproblem" so gut nachvollziehen. Was für den Meister selbstverständlich ist, ist es für den Kunden noch lange nicht! Das musste ich meinem Mann auch zu verstehen geben. Die Meister sind auch gerne "Geheimnisträger"!
Wie gut, Du Deine "Brotbackerfahrung" auf Dein Angebot überträgst ist sensationell.
Alles Liebe und Gute
Margaretha
Antwort von Susanne Schaffer
Liebe Margaretha,
besten Dank für dein tolles Feedback!
Und ja, wie du sagst: Das ist ganz normal, sowohl bei deinem Mann als auch bei der Backmanufaktur, die das Rezept geschrieben hatte. :) Wichtig ist, dass man offen bleibt, mit Kunden spricht und bereit ist, etwas zu verändern.
Herzliche Grüße
Susanne
Liebe Susanne,
was für ein tolles Beispiel! Von "berufswegen" habe ich viele Kochbücher. Aber die, die es in meine Küche schaffen, sind nur die bei denen die Rezepte klar sind und bei denen das Bild mit meinem Resultat übereinstimmt. Ich werde mich gleich an der Nase nehmen und meine Texte wieder mal auf Kundentauglichkeit prüfen.
Vielen Dank und herzliche Grüsse aus der Schweiz, Frau Rührwerk
Antwort von Susanne Schaffer
Liebe Karin bzw. Frau Rührwerk,
danke! Es freut mich, wenn ich einen sanften Anstupser geben konnte. :)
Herzliche Grüße
Susanne
Liebe Susanne,
sehr coole Idee, deine Tipps an einem so anschaulichen Beispiel zu erläutern. Dadurch sind sie sehr konkret und verständlich.
Und wie toll, dass der Bäcker so lieb reagiert hat. ^^
Antwort von Susanne Schaffer
Hallo Dorit,
herzlichen Dank! Und ja, ich war auch äußerst erfreut, zumal die Antwort so schnell kam! :)
Viele Grüße
Susanne