Tipps für deinen Marketingtext

Marketing-Text schreiben:
3 Tipps, die du von einem Brotrezept für deinen Text mitnehmen kannst

4 Kommentare

An Karfreitag rächte es sich, dass ich unter der Woche keine Lust zum Ein­kaufen hatte: kein Brot mehr da! Glücklicher­weise hatte ich noch eine Brot­back­mischung einer Back­manufaktur aus der Region, die gemischt und gebacken werden wollte.

„Perfekt“, dachte ich, als ich auf der Ver­packung las, dass es einfach gehen soll. Ich drückte bei einem Pod­cast, in dem es um SEO-Texte ging, auf Play und fing an.

Die Podcast-Episode stoppte ich jedoch ganz schnell wieder.

Warum? Es ging doch nicht so einfach, wie mir ver­sprochen wurde. Tat­sächlich gab es mehrere text­liche Hürden, die ich als Brot­back­laie zu meistern hatte.

Welche 3 Hürden das genau waren und was du daraus mit­nehmen kannst, wenn du einen Marketing-Text schreiben möchtest, schildere ich dir in diesem Artikel.

Bleib bis zum Schluss dran, wenn du wissen willst, was der Bäcker dazu sagt. ;)

1) Fehlende Transparenz

Ich stoppte also den Podcast und las ein zweites Mal die Ver­packung der Brot­back­mischung durch. Dort stand, welche Zutaten ich zusätzlich benötige. Soweit war mir alles klar. Aber die Frage, die ich mir stellte, war: Und wie genau müssen die Zutaten zu­bereitet werden? In welchem Verhältnis und wie viel Gramm?

Ich suchte auf der Ver­packung nach einem konkreten Rezept und wurde nicht fündig. Was mich fast davon abhielt, die Packung zu öffnen und mit dem Backen zu beginnen. Es gab ja schließlich noch Müsli oder ich koche mir Nudeln ... ;)

Hunger wie ich hatte, öffnete ich schließlich doch die Tüte. Und ja, was hatte sich denn da ver­steckt? Ein Rezept­zettel! :)

Das Problem

Das Problem war, dass die nötige Trans­parenz fehlte. Hätte auf der Außen­verpackung gestanden, dass sich das Rezept innen­liegend befindet, hätte ich un­nötiges Zögern ver­meiden können.

Learning

Für deinen Marketing-Text, mit dem du deinen poten­ziellen Kunden z. B. deine Dienst­leistung ver­kaufen möchtest, kannst du daraus mit­nehmen: Leg offen, was deine Kunden erwartet. Entmythisiere die Dienst­leistung und beschreibe genau, was der nächste Schritt ist.

Das erspart deinem Interes­senten Denk­arbeit und nimmt ihm Unsicher­heit. Und die Wahr­schein­lich­keit steigt, dass er einen Schritt mit dir weiter­geht.

2) Klarheit schlägt Kreativität

Ich hielt also glücklich das Rezept in der Hand und war sicher, dass das Früh­stück nicht mehr in allzu weiter Ferne liegt. Mein Zeige­finger schwebte schon über dem Play-Button des Podcasts – dann las ich jedoch:

  • „21 g Frisch­hefe, alle Brote funktio­nieren auch mit entsprechender Menge Trocken­hefe!“

Okay ... Frisch­hefe habe ich nicht zu Hause, also weiche ich auf Trocken­hefe aus. Aber: Was ist eine „ent­sprechende Menge“?

Brotback­laie, wie ich bin, wechselte ich also von der Pod­cast-App zur Such­maschinen-App und fragte das Inter­net um Rat, wie man Frisch- in Trocken­hefe um­rechnet. Ich kam zu dem Ergebnis, dass ich 7 Gramm brauche, also genau ein Tütchen. Ich schüttelte lachend den Kopf, denn diesen Um­weg und diese Zeit hätte ich mir ersparen können, wenn im Rezept einfach die konkrete Menge gestanden hätte.

Das Problem

Das Rezept war schön formuliert, denn „eine ent­sprechende Menge Hefe“ liest sich natürlich schöner als „7 g Hefe“. In der Situation, in der sich der An­wender be­findet, geht es jedoch um eine konkrete Hilfe­stellung und um ein schnelles Vorankommen, da kann eine besonders schöne und kreative Formulie­rung schnell mal hinder­lich werden.

Learning

Mach dir bewusst, was dein Text be­zwecken soll. Wenn du planst, einen Marketing-Text zu schreiben, ist das nie reiner Selbst­zweck, sondern du möchtest mit deinem Text etwas be­wirken: dass dein Interes­sent klickt, Vertrauen gewinnt, deine Expertise sieht oder – im Idealfall – direkt kauft.

Daher hast du an deine Marketing-Texte nicht den Anspruch, wie du ihn an einen Roman hättest. Es geht nicht darum, besonders kreativ zu schreiben, sondern so, dass die Infos bei deinen Lesern schnell ankommen.

Stell dir also die Frage: In welcher Situation ist mein Leser? Und dann kommuniziere beim Marketing-Text-Schreiben dem­ent­sprechend einfach und klar, sodass dein Leser gut ab­geholt wird und schnell von A nach B kommt.

3) Der Fluch des Wissens

Das meiste hatte ich also erledigt: Das Mehl, die Dinkel­flocken und die Hefe waren ver­rührt. Ich runzelte kurz die Stirn, denn wie Teig sah das Ganze noch nicht aus.

Klar, es fehlte Flüssig­keit! Ich schaute also ins Rezept und sah, dass noch Butter­milch hinzu­kommen soll. Okay … ich musste den Kühl­schrank gar nicht erst öffnen, um zu wissen, dass wir keine Butter­milch haben. Wie komme ich jetzt an Kar­freitag an Butter­milch? Richtig: gar nicht.

Da erinnerte ich mich plötzlich, dass auch von Wasser die Rede war. Ich über­flog das Rezept, fand aber nichts. Ich las noch mal genauer, aber Fehl­alarm. Hatte ich mir das Wasser nur ein­ge­bildet? Ach nein, es stand ja auf der Außen­verpackung. Dort stand:

  • „Wasser oder Butter­milch“.

Jetzt ging das Grübeln weiter: Benötige ich ebenfalls ½ Liter Wasser? Oder mehr oder weniger? Ich pokerte und versuchte es einfach mal so.

Das Problem

Der Verfasser des Back­rezepts hatte seine Bäcker­brille auf, als er den Text schrieb. Und vergaß dabei (verständ­licher­weise), dass nicht jeder das gleiche Wissen hat wie er. Für den Anwender bedeutet das zu­sätzliche Denk­arbeit.

Learning

Wenn du dabei bist, einen Marketing-Text zu schreiben: Versuche, deinen Text aus der Pers­pektive deiner Kunden zu betrachten. Du darfst dir vor Augen halten: Wenn meine Kunden mein Wissen hätten, dann bräuchten sie meine Leistung nicht! Du kannst dich also fragen:

  1. Auf welchem Wissens­stand sind meine Wunsch­leser?
  2. Setze ich ggf. Wissen voraus, das sie nicht haben?
  3. Könnte ich es noch einfacher formulieren?

Wenn du Frage 2 und 3 mit einem Ja beant­wortest, solltest du deinen Text über­arbeiten (oder über­arbeiten lassen), damit deine Leser vor Über­forderung nicht weg­klicken.

Hast du Brot?

Jetzt bist du bestimmt neugierig: Kam Susanne noch an ihr (mittler­weile wohl­verdientes!) Brot? Ja, kam sie. :) Den Teig  schüttete ich in eine um­funktionierte Auflauf­form (eine Brot­form steht jetzt auf der Einkaufsliste ...). Und dann hieß es warten.

Ich setzte mich vor den Ofen und genoss die Wärme, die raus­strömte. Dann zückte ich erst ent­schlossen mein Handy – und zögerte dann doch.

Ahnst du, was ich vor­hatte?

Ich überlegte: Willst du es jetzt wirklich tun? Eigentlich gebe ich nieman­dem ungefragt Rat­schläge. Das mache ich lieber nur, wenn meine Kunden mir ihre Texte anver­trauen und mich mit dem Lektorat beauf­tragen.

Aber dann ging es doch mit mir durch und ich öffnete mein E-Mail-Programm. Ich schilderte der Back­manu­faktur meine Erfahrung mit ihrem Rezept und formulierte drei Tipps, wie sie das Rezept etwas nutzer­freund­licher gestalten könnten. Ich drückte auf Senden und war happy, auch an meinem freien Tag einen Text optimiert haben zu dürfen. Wobei ich nicht dachte, dass es auch um­ge­setzt wird.

Die Reaktion des Bäckers

Falsch gedacht! Nur eine Stunde später bekam ich eine super­ausführ­liche Antwort. Und das an einem Feiertag! Ich war baff.

In der E-Mail stand:

„Guten Morgen Frau Schaffer,

erstmal vielen, vielen Dank für Ihre Mühe und Ihr Interesse uns Ihre Kritik zu übersenden. Das ist nicht selbst­verständ­lich. Ich bin für jeden Hinweis dankbar, unsere Brote und deren An­leitung einfacher zu gestalten.

Ich bin da schon etwas betriebs- und back­blind, da freue ich mich, wenn Sie mir Rat­schläge zu unserer Zubereitungs­information geben.

Im Detail: [...] (Jetzt kam die Erklärung, wie es genau geht und welcher meiner Tipps er um­setzen möchte.)

Ich hoffe Ihre An­merkungen gerecht beant­wortet zu haben. Sie können uns jederzeit kontak­tieren, oder befragen, Verbesserungs­tipps geben!

Viel Spaß und ‚Bon Appetit‘ mit unseren Broten.

Haben Sie eine schöne Osterzeit!
Und vor allem bleiben sie gesund!

Mehlige Grüße“

Ich war entzückt! Wie freundlich war bitte dieser Bäcker? Glücklich, meine gute Tat des Tages getan zu haben, holte ich das Brot aus dem Ofen und, was soll ich sagen? Ein Genuss!

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Falls du jetzt Lust aufs Backen oder Kochen bekommen hast:

Hi, ich bin Susanne Schaffer!

Als Struktur-Schafferin zeige ich dir, wie du deinen Business-Alltag struktu­rierst, damit du mehr geschafft kriegst und trotz­­dem entspan­nte Feier­­abende mit gutem Gewissen genießen kannst.

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ST
Sybille Teyke

Super Artikel, liebe Susanne. Herzerfrischend geschrieben & inhaltlich mit spannenden Botschaften - mit Mehrwert! - angereichert. Ja, man sollte stets die 'Brille' des/ der Kund*in aufsetzen. ;) Hier spricht eine Frau vom Fach.

 

Antwort von Susanne Schaffer

 

Liebe Sybille,

herzlichen Dank für dein tolles Feedback! Ich habe mich sehr gefreut. :)

Herzliche Grüße
Susanne

MS
Margaretha Schedler

Liebe Susanne, als Bäckermeistersfrau kann ich Dein "Brotbackproblem" so gut nachvollziehen. Was für den Meister selbstverständlich ist, ist es für den Kunden noch lange nicht! Das musste ich meinem Mann auch zu verstehen geben. Die Meister sind auch gerne "Geheimnisträger"!
Wie gut, Du Deine "Brotbackerfahrung" auf Dein Angebot überträgst ist sensationell.
Alles Liebe und Gute
Margaretha

 

Antwort von Susanne Schaffer

 

Liebe Margaretha,

besten Dank für dein tolles Feedback!

Und ja, wie du sagst: Das ist ganz normal, sowohl bei deinem Mann als auch bei der Backmanufaktur, die das Rezept geschrieben hatte. :) Wichtig ist, dass man offen bleibt, mit Kunden spricht und bereit ist, etwas zu verändern.

Herzliche Grüße
Susanne

KE
Karin Eggenberger

Liebe Susanne,
was für ein tolles Beispiel! Von "berufswegen" habe ich viele Kochbücher. Aber die, die es in meine Küche schaffen, sind nur die bei denen die Rezepte klar sind und bei denen das Bild mit meinem Resultat übereinstimmt. Ich werde mich gleich an der Nase nehmen und meine Texte wieder mal auf Kundentauglichkeit prüfen.
Vielen Dank und herzliche Grüsse aus der Schweiz, Frau Rührwerk

 

Antwort von Susanne Schaffer

 

Liebe Karin bzw. Frau Rührwerk,

danke! Es freut mich, wenn ich einen sanften Anstupser geben konnte. :)

Herzliche Grüße
Susanne

DF
Dorit Flor

Liebe Susanne,
sehr coole Idee, deine Tipps an einem so anschaulichen Beispiel zu erläutern. Dadurch sind sie sehr konkret und verständlich.
Und wie toll, dass der Bäcker so lieb reagiert hat. ^^

 

Antwort von Susanne Schaffer

 

Hallo Dorit,

herzlichen Dank! Und ja, ich war auch äußerst erfreut, zumal die Antwort so schnell kam! :)

Viele Grüße
Susanne