Grammatiktipp

gewöhnt oder gewohnt?

1 Kommentar

Vorgestern ging ich in der Mittagspause über den Supermarkt-Parkplatz und sah zwei ältere Damen angeregt diskutieren. Als das Wort „Recht­schreibung“ fiel, spitzte ich die Ohren. Eine der Frauen fragte die andere, ob es „gewöhnt“ oder „gewohnt“ heiße in dem Satz:

„Mein Enkel ist es gewöhnt, dass ich ihn von der Schule abhole.“

Sofort notierte ich diese Frage, um sie in diesem Blog­artikel zu beantworten – dafür zunächst eine Über­sicht über die zwei ähnlichen, aber trotzdem unterschied­lichen Wörter:

gewöhnt

Bedeutung:

  • sich vertraut machen
  • sich etw./jmd. anpassen
  • sich auf etw./jmd. einstellen

Herkunft:

  • „Gewöhnung“

Wortart:

  • Partizip II vom Verb „gewöhnen“

Wie man danach fragt:

  • Woran hat er sich gewöhnt? ➜ Mein Enkel hat sich an die Schule gewöhnt.

Besonderheit:

  • „gewöhnt“ wird immer mit der Präposition „an“ oder „daran“ gebildet.

Beispielsätze:

  • Mein Enkel hat sich daran gewöhnt, zur Schule zu gehen.
  • Mein Enkel hat sich an seine Mitschüler gewöhnt.

gewohnt

Bedeutung:

  • etwas ist üblich geworden
  • etwas ist Gewohnheitssache
  • etwas ist einem durch eine häufige Wieder­holung selbst­verständlich geworden

Herkunft:

  • „Gewohnheit“

Wortart:

  • Adjektiv

Wie man danach fragt:

  • Was ist er gewohnt? ➜ Mein Enkel ist es gewohnt, in die Schule zu gehen.

Besonderheit:

Beispielsätze:

  • Die Schule ist für ihn mittlerweile eine gewohnte Umgebung.
  • Mein Enkel ist gewohnt, früh aufzustehen.

Auflösung

Da alles ähnlich klingt, ist es recht kompliziert, das richtige Wort zu verwenden. Ein Satz, in dem der Bedeutungs­unterschied deutlich wird, kann vielleicht helfen:

  • Mein Enkel ist gewohnt, früh aufzustehen, aber er kann sich einfach nicht daran gewöhnen.

Und was ist jetzt mit der Frage der zwei Damen? In dieser konkreten Formulierung muss es heißen:

„Mein Enkel ist es gewohnt, dass ich ihn von der Schule abhole.“

Das liegt daran, dass die Präposition „an“ fehlt und „gewöhnt“ somit grammatikalisch falsch wäre. Wenn man den Satz umformulieren würde, wären von der Bedeutung her jedoch beide Wörter zulässig:

  • „Mein Enkel ist es gewohnt, dass ich ihn von der Schule abhole.“ (= Es ist üblich geworden, weil es oft vorkommt.)
  • „Mein Enkel ist daran gewöhnt, dass ich ihn von der Schule abhole.“ (= Er hat sich darauf eingestellt, er mag es.)

 

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Was ist die Summe aus 3 und 2?
SM
Sigrid Müller

Schön, dass es noch Leute wie Sie gibt. Sie deutsche Sprache wird leider immer "falscher", unter anderem deshalb, weil nicht einmal die Leute, deren Werkzeug die Sprache ist, sie richtig gebrauchen. Ganz zu schweigen von der Werbung, die noch dazu bewußt falsche Schreibweisen verwendet. Irgendwann wird es kein korrektes Deutsch mehr geben, was sehr, sehr schade ist.

 

Antwort von Susanne Schaffer

 

Hallo Frau Müller,

vielen Dank! :)

Herzliche Grüße
Susanne Schaffer