Rund um Rechtschreibung

5 Gründe, warum du bei deinen Texten Tomaten auf den Augen hast

1 Kommentar

Du kennst das: Du hast einen Text geschrieben und hast wirklich lang an ihm herum­gedoktert, bis du ihn veröf­fentlicht hast. Du hast eine zusätz­liche Korrektur­schleife eingebaut, weil du dir einen möglichst perfekten Text wünschst und du profes­sionell gegenüber deinen poten­ziellen Kunden auftreten möchtest.

Und dennoch.

Dennoch hast du nach der Veröf­fentlichung einen Fehler gefunden. Vielleicht sogar direkt auf dem Titel­blatt. Du ärgerst dich, da du hohe Ansprüche an dich selbst stellst und nicht verstehst, wie das passieren konnte.

Du warst zu Schul­zeiten gut im Deutsch­unterricht, hast in deiner Ange­stell­ten­tätig­keit damals vielleicht auch viel mit Texten zu tun gehabt. Und auf den Kopf gefallen bist du nun wirklich nicht.

„Warum übersehe ich trotz­dem meine Schreib­fehler?“, fragst du dich vielleicht? Ich liefere dir 5 Gründe dafür.

Das Problem ist: Du hast quasi „Tomaten auf den Augen“, wenn es um deine eigenen Texte geht. Warum das so ist, erfährst du jetzt.

1) Betriebsblindheit

Der wohl wichtigste Grund ist, dass sich bei deinem eigenen Text recht schnell die sogenannte Betriebs­blindheit einstellt. Du hast deinen Text zu oft gelesen und kennst ihn in- und auswendig. Du gewinnst zu schwer Distanz, als dass du deinen Text von einem neutralen Gesichts­punkt aus beurteilen könntest.

Konkret bedeutet das: Du liest das, was du weißt, dass du aussagen wolltest. So weißt du zum Beispiel, dass du diese Aussage treffen wolltest:

  • „Mehr Informationen zur Preisverleihung“

Du hast das Wort „Preis­verleihung“ so oft gesehen und auch innerlich laut ausge­sprochen, sodass du jetzt gar nicht mehr erkennst, dass du eigentlich

  • „Mehr Informationen zur Preisverheilung

geschrieben hast. Du siehst nicht, dass die Buchstaben verdreht sind, wodurch du deine eigenen Fehler übersiehst.

2) Mustererkennung

Und da kommt auch gleich der zweite Grund zum Tragen: Dein Gehirn hilft dir dabei, falsche Wörter als die richtigen zu erkennen. Du kannst Wörter, die du kennst, auch dann lesen, wenn Buch­staben innerhalb eines Wortes verdreht sind:

  • Wbsiteetxt
  • Korertkurshcleife
  • Buhstabenslata

Das liegt daran, dass dein Gehirn Muster erkennt.

Du kannst dir das so vorstellen: Du liest Wörter nicht Buch­stabe für Buch­stabe, sondern schaust dir das „Bild“ des Wortes an und gleichst es mit Bildern, die du bereits in deinem Gehirn abge­speichert hast, ab.

Darin besteht aber auch schon die Krux:

Denn handelt es sich um Wörter, die du nicht kennst, kann dein Gehirn dir da nicht helfen. Oder hättest du folgende Wörter erkannt?

  • Queklinerien
  • Ahtcelegveirt
  • Ymaashtia

Womöglich erkennst du das zweite Wort, wenn du Designer bist. ;)

Daher ist es trotz der menschlichen Fähigkeit, diese Wörter zu verstehen, wichtig, sie richtig zu schreiben, da nicht jeder Mensch die gleichen Wörter kennt. Außerdem vermittelst du deinem Leser damit drei Werte. Welche Werte das sind, erfährst du in diesem Artikel.

Halten wir bis hierhin fest:

Schnell hast du eigene Fehler übersehen, weil du deinen Text zu gut kennst und weil dein Gehirn dich beim Fehler­machen quasi unterstützt – wie frech von ihm!

Es ist nicht so, dass du den Wald vor lauter Bäumen nicht siehst, sondern genau andersherum: Du siehst die Bäume (deine einzelnen Wörter und Rechtschreibfehler) vor lauter Wald (deiner gesamten Aussage, deinem Text) nicht mehr.

3) Keine Konzentration mehr nach dem Schreiben

Gefördert wird dieser Zustand noch dadurch, dass dir nach dem Schreiben vielleicht auch einfach die Puste ausgeht. Schreiben kostet viel Konzen­tration, denn was gibt es dabei nicht alles zu beachten:

  • Deine Informationen wollen übermittelt werden,
  • die Botschaft soll bei deinem (potenziellen) Kunden ankommen,
  • du willst deine Leser emotional ansprechen
  • und die ein oder andere Prise Humor darf auch nicht fehlen, damit der Leser bis zum Ende bei dir bleibt.

Eigentlich genügt das doch, oder?

Leider nein, denn egal, wie toll dein Text geschrie­ben ist: Sind zu viele Fehler im Text, besteht die Gefahr, dass potenzielle Kunden schnell wieder wegklicken. Warum das so ist, liest du in meinem kurzweiligen Whitepaper, in dem ich Studien zu diesem Thema ausgewertet habe.

4) Fehlende Lust

Ein weiterer Grund, der dazu führt, eigene Fehler zu übersehen, ist deine Motivation.

Vielleicht ist es einfach nicht deine Lieblings­beschäftigung, gefühlt 100 Wörter im Duden nachzu­schlagen, Komma­regeln aufzufrischen oder zu recher­chieren, ob nach Präpo­sitionen wie „dank“ oder „laut“ der Dativ oder der Genitiv verwendet werden muss.

Obwohl ich natürlich großen Spaß an diesen Details habe, verstehe ich gut, wenn du lieber das große Ganze betrachten und mehr am Inhalt feilen möchtest oder schnell wieder zu deiner eigentlichen Arbeit zurückkehren willst.

5) Zu wenig Zeit

Wenn der Fehler­teufel zuschlägt, kommt auch oft zum Tragen, dass man einfach den Zeit­aufwand des Korrektur­lesens unterschätzt.

Bis du genug Distanz zu deinem Text gewonnen hast, musst du einen oder im Idealfall mehrere Tage verstreichen lassen. Diesen und weitere Tipps zum Korrekturlesen bekommst du in diesem Gastbeitrag, den ich geschrieben habe.

Auch das akribische Lesen jedes einzelnen Buchstabens geht langsam von der Hand. Wie ich das mache, siehst du in diesem Video.

Und zu guter Letzt kostet das Nach­schlagen von Wörtern und Regeln einiges an Zeit. Denn wer bitte kennt noch jede einzelne Grammatik­regel, die man mal in der Schule gelernt hat? Ich muss zugeben: Bevor ich meinen Beruf erlernt habe, hatte ich das auch nicht mehr alles auf dem Schirm.

Vielleicht hast du diese Zeit nicht eingeplant und über­fliegst deinen Text also nur schnell. Zack, sind die Tomaten wieder auf deinen Augen und eigene Fehler sind übersehen. ;)

Fazit

Eigene Texte korrigieren ist nicht leicht. Zu viele Faktoren beein­flussen, dass es nicht so recht klappen will.

Zum einen sind da die Betriebs­blindheit und die Muster­erkennung deines Gehirns, die dir einen Strich durch den fehler­freien Text machen.

Zum anderen spielen auch die schwindende Konzen­tration nach dem eigentlichen Schreib­prozess und die mangelnde Zeit eine Rolle. Lust und Motivation hat vielleicht auch nicht jeder. :)

Und so kommt es, dass du immer wieder Tomaten auf den Augen hast, wenn du deine eigenen Texte korrigierst, und eigene Fehler übersiehst.

 

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SL
Sandra Liane Braun

Sehr gut auf den Punkt gebracht liebe Susanne!

Ich bin bei meinen Blogartikeln wirklich schon sehr akribisch und habe tatsächlich beim Schreiben und beim Korrekturlesen Duden und Wortschatz (von der Uni Leipzig) im Browser-Fenster geöffnet ;-) Und natürlich habe ich trotzdem Fehler. Da ich frei vom Herzen schreibe, lässt die Grammatik auch schon mal zu wünschen übrig. Dafür habe ich mittlerweile auch einen besseren Blick bekommen - und gewiss nicht perfekt.

Ich bin friedlich mit mir geworden und verzeihe mir den ein oder anderen Schnitzer.
Bei Veröffentlichungen zu Büchern oder dem eigenen Buch, muss dann eine Lektorin/Korrektorin ran. Ihr seid die Profis! Und dich... ja dich habe ich auf dem Schirm ;-)

Liebe Grüße
Sandra

Antwort von Susanne Schaffer

 

Liebe Sandra,

danke dir für deine lieben Worte! Und auch, dass du mir einen Einblick in deinen Schreiballtag gegeben hast!

Es freut mich, dass du da an mich denkst. Melde dich gerne, wenn du Bedarf hast. :)

Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende
Susanne