Am Wochenende war ich auf einer Weihnachtsfeier. Mein Sitznachbar fragte mich, was ich beruflich mache. Auf meine Antwort „Korrektorin“ folgten fragende Blicke, daher zeigte ich auf das Abendprogramm, das vor mir lag, und sagte, dass ich Texte hinsichtlich Rechtschreibung, Zeichensetzung usw. überprüfe.
Mein Gesprächspartner schaute das Programm an und zeigte auf das Lied „O Tannenbaum“. Er sagte: „Schau, hier ist ein Rechtschreibfehler, nach dem ‚o‘ fehlt ein ‚h‘“. „Nee“, sagte ich, und bedauerte, ihm nicht recht geben zu können, „das ist tatsächlich richtig, ‚o‘ ist das kürzeste Wort im Deutschen.“
Nachdem ich noch kurz den Unterschied erklärte, freute ich mich über die Reaktion: „Na, da habe ich ja jetzt was dazugelernt!“.
o
„O“ ist ein Ausruf ...
- ... der Freude: „O wie schön!“
- ... der Sehnsucht: „O könnte ich doch jetzt nur bei ihr sein!“
Das „O“ kann auch eine Anrede verstärken und drückt damit Ehrfurcht und Respekt aus:
Es steht dabei immer in Verbindung mit anderen Wörtern und wird nicht durch ein Komma abgetrennt. „O“ ist das kürzeste Wort im Deutschen!
oh
„Oh“ hingegen kann auch alleine stehen, z. B. als Ausruf des Erschreckens:
Wenn es mit anderen Wörtern steht, wird es mit einem Komma abgetrennt:
- „Oh, du bist hingefallen, geht es dir gut?“
Dabei wird „oh“ verwendet, wenn der Sprecher verwundert, erschrocken oder überrascht ist. Das Gesagte wird durch die Voranstellung von „oh“ verstärkt.
o oder oh?
Um den Unterschied zu verdeutlichen, komme ich auf das eingangs erwähnte Lied „O Tannenbaum“ zurück:
- „O Tannenbaum“ – der Tannenbaum wird festlich und ehrfürchtig angeredet bzw. angesungen.
- „Oh, der Tannenbaum!“ – Diesen Ausruf könnte ich mir vorstellen, wenn der Tannenbaum gerade Feuer gefangen hat.
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