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Meine Erfahrungen im Onboarding-Prozess als potenzielle Kundin
Lass uns mal Schritt für Schritt durchgehen, wie ich auf der Suche vorgegangen bin und an welchen 6 „Stationen“ im Onboarding-Prozess ich positive und negative Erfahrungen gemacht habe.
1) Erste Suche
Das Coaching, das ich buchen wollte, sollte nach einer bestimmten Methode ablaufen, mit der ich bereits positive Erfahrungen machen durfte. Daher wollte ich eine Coachin, die für diese Methode zertifiziert ist.
Der erste Anlaufpunkt bei meiner Suche war also eine Übersichtsseite, auf der alle Coaches aufgelistet waren, die diese Zertifizierung haben.
Auf dieser Seite gab es ca. 50 oder 60 Coaches und im ersten Schritt schaute ich mir an:
- Ist das Foto sympathisch? (Bzw. gibt es überhaupt ein Foto?)
- Spricht mich der kurze Text vom Schreibstil her an?
- Finde ich den Text inhaltlich ansprechend?
Die ca. 40 Coaches, die mir zusagten, öffnete ich schließlich in einem neuen Browser-Tab. Dann war mir wichtig: Hast du, liebe Coachin, eine Website? Wenn ja, öffnete ich diese. Wenn nein, war sie leider aus dem Rennen.
Mein Learning für dich:
Habe eine Website!
Eine Website ist einfach individueller und zeigt mir v. a., dass die Person ihr Business professionell angeht. Außerdem bestand die Hoffnung (dazu später mehr), dass ich konkrete Angebote auf den Websites finde.
Mehr zum Thema Websites kannst du dir im Podcast-Interview „Was du über Websites wissen solltest“ mit der Webdesignerin Magdalena Gajewski anhören.
2) Wer bist du?
Ich hatte also schließlich ca. 25 Websites geöffnet (so viele hatten ungefähr eine Website) und schaute sie mir an. Diese Fragen gingen mir dabei durch den Kopf:
- Wer bist du?
- Finde ich dich sympathisch?
- Bin ich bei dir richtig?
- Seit wann machst du das?
- Was ist dein Angebot?
- Wie läuft das ab?
Und die Website habe ich von denjenigen wieder geschlossen, die …
- eine sehr veraltete Website hatten
- keine mobile Ansicht hatten, die fürs Tablet geeignet war
- kaum eine meiner obigen Fragen beantwortet haben
- keinen Hinweis auf ein Angebot hatten
- kein Foto von sich gezeigt haben
- mir einfach intuitiv nicht zugesagt haben
Anschließend habe ich mir noch die Instagram-Profile von einer engeren Auswahl angeschaut. Denn z. B. in Storys oder Reels kann ich erkennen, wie jemand spricht, sich gibt etc. Das hilft auch wieder dabei, die Person besser einzuschätzen.
Mein Learning für dich:
Zeig dich und deine Persönlichkeit!
Gerade in einer so persönlichen Angelegenheit wie einem Coaching (oder wahlweise Beratung, Mentoring, Dienstleistung etc.) ist es so wichtig, dass du dich und deine Persönlichkeit auf deiner Website zeigst.
Im Onboarding-Prozess kannst du zu deinen potenziellen Kund*innen dadurch direkt Nähe und Vertrauen aufbauen.
Persönlichkeit ist einfach wichtig. Mehr zu diesem Thema liest du im Artikel, den die Webdesignerin Nicole van Meegen für meinem Blog geschrieben hat: „Persönlichkeit auf deiner Website zeigen: Warum dir das hilft, Kunden zu gewinnen“
3) Was ist dein Angebot?
Neben der Persönlichkeit war, wie vorhin angedeutet, für mich die Frage wichtig: Was ist eigentlich dein Angebot?
Da wurde ich oftmals enttäuscht, denn auf vielen Websites gab es nichts Greifbares.
Was ich mir als potenzielle Kundin wünsche:
- ein klares Angebot
- im Idealfall ein konkretes Paket
- einen transparenten Preis
- einen Ablauf
- und Inhalte
Auf keiner einzigen Website fand ich ein Angebot, das all diese Bestandteile hatte. Stattdessen hier und da ein Stundensatz – aber auch da fehlte ein Hinweis, ob es sich um Brutto- oder Nettopreise handelt.
Ich weiß, dass es oft eine Hürde ist, ein konkretes Angebot zu zeigen. Vielleicht geht dir durch den Kopf: „Es ist aber alles so individuell …“ oder beim Preis: „Das mache ich dann nur auf Anfrage …“
Meine Meinung als Käuferin dazu: Wenn ich bei jemandem kaufe, möchte ich ehrlich gesagt nichts komplett Individuelles. Ich finde ein Angebot gut, wenn es einen klaren Ablauf, einen klaren Prozess und einen Rahmen gibt. Dieses Angebot haben im Idealfall schon mehrere Kund*innen durchlaufen, getestet und es wurde optimiert. Selbstverständlich wird dann innerhalb des Pakets mit meiner individuellen Situation gearbeitet, anders geht es ja auch gar nicht. 🙂
Und zum Preis: Mittlerweile haben schon einige Selbstständige ihre Preise auf der Website stehen. (Nur bei diesen Coaches hatte sich das so gar nicht widergespiegelt.) Ich mache mir dann in den meisten Fällen nicht mehr die Mühe, denen ohne Preis eine E-Mail zu schreiben und nach dem Preis zu fragen.
Auf meiner Suche nach einem Coaching blieb mir leider nichts anderes übrig, weil nur seeehr wenige Personen insgesamt einen Preis auf der Website stehen hatten.
Mein Learning für dich:
Habe ein konkretes Angebot!
Gestalte deinen Onboarding-Prozess für deine Kund*innen so einfach wie möglich und zeige ihnen genau, was sie bei dir kaufen können. Da beginnt meiner Meinung nach ein guter Service. :)
Mehr Lesestoff von mir zum Thema Angebote findest du hier:
- „In 7 Schritten digitale Dienstleistungen erstellen und verkaufen“
- „Mehr Kunden gewinnen, die dich wertschätzen – diese 2 Dinge helfen dir dabei“
- „Backe, backe Business – diese 5 Zutaten brauchst du, um als Freelancerin mehr Umsatz zu machen“
4) Kontaktaufnahme
Nach meinem Auswahlverfahren hatte ich schließlich 4 Coachinnen ins Auge gefasst, mit denen ich gerne Kennenlerngespräche führen wollte.
Kurze Info dazu: Das ist für mich tatsächlich nicht üblich, dass ich so viele Kennenlerngespräche besuche. Denn im Normalfall kenne ich Anbieterinnen durch ihr Content-Marketing und folge ihnen schon Wochen, Monate, manchmal sogar Jahre, bevor ich bei ihnen kaufe. Da muss ich dann nicht mehr lange überlegen, bei wem ich kaufe.
Dieser Fall war aber anders, denn ich kannte niemanden durch Content. Und weil es ein persönliches Thema ist, wollte ich sichergehen, dass ich die richtige Person finde. Daher 4 Kennenlerngespräche – wobei es schlussendlich doch nur 3 waren, aber den enttäuschenden Grund dafür erfährst du gleich …
Ich nahm also Kontakt zu 4 Coachinnen auf:
- 3-mal schrieb ich per E-Mail/Kontaktformular und
- 1-mal buchte ich einen Termin über das Terminbuchungstool Calendly.
2 schrieben tatsächlich am gleichen Abend zwischen 22:00 und 23:15 Uhr noch zurück. Und ich? Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Denn ich hatte ja auch spät geschrieben. Aber selbstverständlich keine sofortige Antwort erwartet!
Am nächsten Tag hätte eins der Erstgespräch schon stattfinden sollen, allerdings war in der Calendly-Bestätigungsnachricht kein Zoom-Link. Ich rief 10 Minuten vorher an, aber die Mailbox ging an. Dann schrieb ich eine E-Mail und fragte nach dem Link, aber es kam auch kein Autoresponder zurück. Das Erstgespräch fand also nicht statt und ich war enttäuscht.
3 Stunden später kam dann eine Mail mit Entschuldigung, dass sie im Urlaub ist …
Aber es kam noch besser:
Eine andere Coachin antwortete 2 Tage später, was ich vom Timing her voll okay fand. Was ich allerdings nicht okay fand, war der Inhalt … Denn sie schrieb:
„Eine Frage würde ich dir jedoch gerne noch stellen: Kann es sein, dass du als Businesscoach arbeitest oder ist das deine Namensdoppelgängerin ;-) ?
Falls ich da richtig liege, ist es mir wichtig, dass sich das Angebot eines Erstgesprächs an all diejenigen richtet, die meine Hilfe auch wirklich benötigen und es in Erwägung ziehen, sich dafür Unterstützung durch einen Coach zu holen. Sollte dies bei dir der Fall sein, freue ich mich, wenn wir uns im September kennenlernen können :)
Sollte das jedoch für dich als Möglichkeit wahrgenommen werden, um Kundinnen zu gewinnen, möchte ich gerne deine und meine Zeit respektieren. An einem Businesscoaching habe ich kein Interesse.“
Da war ich doch erst mal baff, dass direkt vom Schlimmsten ausgegangen wurde und mir solche Vorwürfe gemacht werden. Denn nein, ich nutze solche plumpen Akquise-Taktiken nicht und hatte ehrliches Interesse an einem Coaching.
Das Vertrauensverhältnis war dadurch natürlich direkt schon gestört und ich habe kein Kennenlerngespräch mehr bei ihr vereinbart.
Meine Learnings für dich:
Habe einen klaren Plan, wie du den Onboarding-Prozess mit Kund*innen gestalten möchtest.
Setze dir Öffnungszeiten, innerhalb derer du antwortest. Denn aus diesen 4 Gründen sollte das meiner Meinung nach nicht nachts um 23 Uhr und auch nicht sofort sein:
- Genieß doch lieber deinen Feierabend mit deinen Lieben, anstatt berufliche Mails zu lesen! 🤩
- Es kann so etwas durchschwingen wie: „Oh, eine neue Kundin, die will ich UNBEDINGT, ich brauche sie!“ Und das wirkt auf Kund*innen nicht besonders attraktiv. Klar möchte ich als Kundin eine Anbieterin, die sich über mich freut. Aber nicht eine, die so „bedürftig“ ist (das ist ein blödes Wort, ich weiß, mir fällt nur kein Besseres ein), sondern souverän und selbstsicher.
- Ich finde es auch nach wie vor irgendwie unprofessionell, spätabends, am Wochenende oder an Feiertagen E-Mails zu bekommen. Vielleicht bin ich da altmodisch, wer weiß. Aber es klingt immer etwas von Punkt (2) durch, deshalb empfehle ich, wie gesagt, „normale“ Öffnungszeiten. ;)
- Du schürst direkt eine sehr hohe Erwartungshaltung. Kund*innen können dadurch annehmen, dass du nicht nur im Onboarding-Prozess, sondern auch während der Zusammenarbeit sofort antwortest, vielleicht sogar immer abends, am Wochenende oder Feiertagen.
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