Kommen wir also zu den vier Wegen, wie du deinen Text ohne Fehler veröffentlichen kannst. Plus zu den jeweiligen Vor- und Nachteilen, die sich daraus ergeben:
1) Selbst Korrektur lesen
Die naheliegendste Möglichkeit ist: Du machst selbst einen Korrekturdurchlauf, nachdem du deinen Text fertiggeschrieben hast. Das kann Vor- und Nachteile haben:
Vorteile
Spaß
Vielleicht macht es dir – genau wie mir – großen Spaß, dich intensiv mit dem Korrekturlesen zu beschäftigen, jedes Wort auf die Waagschale zu legen und mit Kommas zu jonglieren. Dann kannst du deine Texte selbst vor dem Veröffentlichen auf Rechtschreibung und Co überprüfen.
Unabhängigkeit
Wenn du deinen Text selbst überprüfst, bist du am unabhängigsten und musst dich nur auf dich selbst verlassen. Aber Vorsicht, genau hier liegt auch ein Nachteil, der jetzt gleich folgt.
Nachteile
Betriebsblindheit
Beim Selbstkorrigieren ergeben sich schnell Nachteile. So ist es nun einmal, dass man bei eigenen Texten schnell betriebsblind wird. Das passiert selbst mir als Lektorin.
Kleine Anekdote dazu:
Das Korrekturlesen meiner eigenen Masterarbeit war mir (ja, richtig gelesen: mir!) ein Graus. Ich konnte meinen eigenen Text, nachdem ich ihn schon drei Monate jeden Tag vor mir hatte, einfach nicht mehr sehen.
Und dann kam es, wie es kommen musste: Ich erhielt meine Masterarbeit vom Copyshop-Mitarbeiter schön eingebunden zurück. Ich schlug sie an einer beliebigen Stelle auf und sah, dass zwischen einem Wort und dem Schlusspunkt ein Leerzeichen war. Ein Leerzeichen! Glaub mir: Ich habe seitdem nie wieder reingeschaut.
Rückblickend hätte ich das unbedingt auslagern sollen (ich hatte zwar mit dem Gedanken gespielt, allerdings investierte ich zu dem Zeitpunkt lieber in mein Business als in die Uni).
Diese Betriebsblindheit ist also ganz schön hartnäckig. 5 Korrekturlese-Tipps, die dich vor der Betriebsblindheit schützen, bekommst du im Gastartikel, den ich geschrieben habe.
Zeit
Um die nötige Distanz zu deinem Text zu bekommen – eine Voraussetzung, um die Betriebsblindheit zu umgehen –, benötigst du Zeit, die du dir zwischen dem Schreiben und Korrigieren nehmen musst. Als Business-Inhaber gilt für dich die Gleichung „Zeit gleich Geld“, weshalb das für dich ein großer Nachteil sein kann.
Nicht nur „die Warterei“ zwischen Schreiben und Korrekturlesen kostet Zeit, sondern auch die Korrektur selbst. Korrekturlesen bedeutet Sorgfalt, Akribie und Detailverliebtheit – und das verträgt sich nicht mit Zeitdruck. Mindestens zwei Korrekturdurchläufe solltest du einplanen, viele Wörter nachschlagen und Buchstabe für Buchstabe lesen. Da benötigst du einen langen Atem. :)
In meinem Artikel „5 Gründe, warum du bei deinen Texten Tomaten auf den Augen hast“ liest du – neben der Betriebsblindheit und der mangelnden Zeit – drei weitere Gründe dafür, dass du deine eigenen Fehler übersiehst.
2) Bekannte Korrektur lesen lassen
Du möchtest deinen Text ohne Fehler veröffentlichen, hast aber keine Zeit und Lust, dich selbst in Ruhe hinzusetzen. Vielleicht hast du einen guten Freund oder einen Business-Kollegen, dem der Ruf vorauseilt, gut in Rechtschreibung zu sein? Du kannst ihn fragen, ob er deinen Marketingtext korrigiert, bevor du ihn deinen potenziellen Kunden zu lesen gibst.
Vorteile
Ein Vorteil ist, dass der Gefallen nichts kostet und du ein erstes Feedback von einem Testleser erhältst.
Nachteile
Mangelnde Professionalität
An dieser Stelle muss ich dir aber sagen, dass es einen großen Unterschied zwischen Freunden gibt, die früher gut in Deutsch waren, und Korrektoren oder Lektoren, die professionell Korrektur lesen.
Auch hier möchte ich dir eine kleine Geschichte erzählen:
In meinem Angestelltenjob als Korrektorin wurde eine Urlaubsvertretung für mich gesucht. Ich hatte die Aufgabe, zwei potenzielle Anwärter (die bis dato keine professionellen Korrektoren waren) mittels eines Probetextes zu testen.
Vor der Probekorrektur sagten beide von sich, dass sie sehr gut in Rechtschreibung seien und dass sie für viele Bekannte Texte korrigieren. Nach dem Test waren sie da deutlich zurückhaltender. Denn sie übersahen Kommafehler, Buchstabendreher und auch typografische Details wie die richtigen Anführungszeichen.
Kurzum: Sie genügten leider nicht den Anforderungen an ein professionelles Korrektorat.
Das hat ihnen keiner vorgehalten, da sie es vorher nun mal nicht im professionellen Kontext gelernt, sondern lediglich für Bekannte korrigiert hatten.
Daher mein Tipp: Erwarte kein vollendetes Korrektorat, wenn du deinen Text deinem Bekannten zu lesen gibst. Sei nachsichtig, wenn einige Fehler nicht gefunden werden.
Du schuldest einen Gefallen
Wenn du nicht in der Schuld deines Bekannten stehen möchtest, schuldest du deinem Bekannten nun einen Gefallen. Ggf. fängst du an, deine Dienstleistungen zu tauschen – und tauschst somit Zeit gegen Zeit. Dadurch hast du nicht viel Zeit gewonnen, sondern du „zahlst“ vielleicht sogar Zeit drauf, wenn deine Dienstleistung mehr Zeit in Anspruch nimmt.
3) Rechtschreibprogramm nutzen
Da wir im 21. Jahrhundert leben und die Technik aus keinem Bereich mehr wegzudenken ist, gibt es natürlich auch Programme, die Rechtschreibfehler ausbessern. Zum Beispiel das integrierte Rechtschreibprogramm von Word oder das LanguageTool.
Durch Rechtschreibprogramme musst du vermeintlich nicht jede Kommaregel auf dem Schirm haben, sondern kannst diese Denkarbeit abgeben.
Vorteile
Du bist erneut unabhängig von anderen und kannst selbst deinen Text mit Unterstützung der Technik überprüfen. Es ist praktisch, denn z. B. in Microsoft Word ist das Programm direkt integriert. Auch ins LanguageTool hast du deinen Text schnell kopiert, sofern du die Bezahlvariante nutzt oder dein Text sehr kurz ist.
Eine Copywriterin schrieb dazu in einer Facebook-Gruppe:
Nachteile
Und somit sind wir schon bei den Nachteilen, wenn du Programme nutzen möchtest, um deinen Text ohne Fehler zu veröffentlichen:
Technik hin oder her: Sie ersetzt nicht das aufmerksame Auge eines Lektors. Einige Fehler werden von den Programmen nicht entdeckt oder sogar falsch angezeigt.
Beispiele gefällig?
Word:
In diesem Satz möchte das Rechtschreibprogramm von Word, dass ich „ersten“ großschreibe:
Das ist leider Quatsch, da „ersten“ das Wort „Schritte“ näher bestimmt und kleingeschrieben gehört. Mehr zum automatischen Rechtschreibprogramm liest du auch in diesem Blogartikel.
LanguageTool:
3 Fehler erkennt das Tool und schlägt auch richtige Korrekturen vor. „Rechtschreib“ unterstreicht es zwar, macht aber falsche Vorschläge – der fehlende Ergänzungsstrich ist nicht dabei. Was es auch nicht erkennt, sind die Typografiefehler im Text: Richtig sind ein Gedankenstrich und andere Anführungszeichen. Auch streicht das Tool nicht die falsche Getrenntschreibung von „Komma Fehler“ an:
In der Gratis-Version gilt die Beschränkung von 1500 Zeichen. Wenn du deinen Text nicht gestückelt hochladen möchtest, gibt es auch Bezahlversionen. An der Qualität ändert sich leider nichts, ganz kannst du dich nicht darauf verlassen.
Das bedeutet wiederum, dass du erneut Zeit investieren musst, um deinen Text selbst Korrektur zu lesen.
4) Das professionelle Korrekturlesen auslagern
Wenn du weder Lust hast, deinen Text selbst zu überprüfen – sei es mit oder ohne Hilfe eines Rechtschreibprogramms –, noch deine Bekannten damit beauftragen möchtest, gibt es Profis, die deinen Text vor dem Veröffentlichen überprüfen und ihm den Feinschliff geben.
Vorteile
Expertise
Als Experte auf ihrem Gebiet untersucht dein Dienstleister deinen Text sehr genau und sorgfältig. Lektoren wissen, in welche Fehlerfallen ihre Kunden gerne tappen, und berichtigen den Text auf allen Ebenen. Dadurch, dass sie sich tagtäglich mit der deutschen Sprache beschäftigen, sind sie sehr sicher in Rechtschreibung, Kommasetzung, Typografie und mehr.
Für dich bedeutet das, dass du deinen Text mit einem absolut sicheren und beruhigten Gefühl veröffentlichen kannst. Außerdem sparst du dir so ggf. anfallende Kosten für einen Neudruck – wenn du z. B. in einem Flyer nachträglich noch ärgerliche Fehler gefunden hast.
Zeitersparnis
Obwohl du deinen Text eine Zeit lang nicht bei dir hast, weil du ihn für die Überarbeitung an einen Korrektor oder Lektor geschickt hast, sparst du Zeit.
Denn erst mal sparst du dir die Zeit, deinen Text weglegen zu müssen, um die nötige Distanz herzustellen. Im nächsten Schritt sparst du dir die Zeit und Mühe, deinen Text selbst zu überprüfen, im Duden zu blättern und Kommaregeln zu recherchieren.
Du kannst die gewonnene Zeit dafür nutzen, weitere Texte für dein Content-Marketing zu schreiben oder Kundenprojekte umzusetzen und so neuen Umsatz zu generieren.
Feedback
Was für dich außerdem hilfreich ist, sind Anmerkungen, die dein Lektor zum Inhalt macht. Ein Rechtschreibprogramm kann nicht mitdenken und dein Bekannter traut sich vielleicht nicht, etwas anzumerken, weil er dir nicht auf die Füße treten möchte.
Bei einem Lektor kannst du dir sicher sein, dass du ein ehrliches Feedback erhältst, und deinen Text ohne Fehler veröffentlichen.
Nachteile
Kosten
Ein Nachteil ist, dass professionelle Korrektoren und Lektoren das Korrekturlesen nicht als Hobby betreiben und daher Geld für ihre Dienstleistung verlangen. Und da sie gut in ihrem Beruf sind und meist auf selbstständiger Basis arbeiten, ist das nicht für ein Stundenhonorar von 20 oder 30 € möglich.
Suche nach dem richtigen Dienstleister
Da du viel Herzblut in deine Texte gesteckt hast, willst du sie nur jemandem anvertrauen, den du sympathisch findest, mit dem du gut klarkommst und von dem du weißt, dass er gute Arbeit leistet. Du musst dich also auf die Suche nach einem passenden Dienstleister begeben.
Das ist für dich als Nicht-Profi auf dem Gebiet nicht immer einfach, da der Beruf nicht geschützt ist und quasi jeder das Korrekturlesen oder Lektorieren anbieten kann. Erst letzte Woche stieß ich auf die Website einer Korrektorin, auf deren Startseite ich vier Rechtschreibfehler fand. (Einer davon war, dass „Herzlich Willkommen“ großgeschrieben war ...)
Damit du von solchen schwarzen Schafen verschont bleibst, gebe ich dir in diesem Blogartikel eine Hilfestellung, wie du einen passenden Korrektor oder Lektor findest.
Fazit
Um deinen Text ohne Fehler zu veröffentlichen, damit du deinen Kunden zeigst, wie sorgfältig du arbeitest, gibt es vier Möglichkeiten:
- selbst korrigieren,
- Freunde korrigieren lassen,
- ein Rechtschreibprogramm nutzen oder
- an einen professionellen Lektor auslagern.
Jeder dieser Wege hat Vor- und Nachteile. Was für dich passt, hängt von deinem Text ab und was du mit ihm erreichen möchtest. Außerdem natürlich davon, ob du gerne akribisch arbeitest oder Sachen, die gut werden müssen, lieber outsourct.